https://www.betroffeneninitiative.de/wp-content/uploads/2023/11/Flyer-Einladung-Wochenende-Betroffene.pdf

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freundinnen und Freunde in der Erfahrung sexuellen Missbrauchs!

Mir fiel als Anrede nichts besseres ein. Freunde/Freundinnen sind für mich Menschen, die ein gemeinsames Schicksal teilen und sich gegenseitig verstehen und miteinander fühlen, vielleicht sogar füreinander einstehen. Vielleicht ist man da auch Freund*in, ohne dass wir uns persönlich kennen? Man nennt uns Betroffene, weil es praktisch ist, aber für mich hört sich das so an, wie man uns bisher häufig begegnete und auch heute begegnet: organisatorisch-juristisch, aber möglichst distanziert! – Dabei haben wir etwas Verbindendes: Diese eine alles verändernde, leidvolle Erfahrung, die uns so allein sein lässt, dass wir eigentlich nur die anderen Betroffenen haben, die uns wirklich verstehen – eben Menschen, die mehr sind als nur Bekannte, weil wir ähnliches erlitten haben – vielleicht doch Seelen verwandt, im Leid?

Ich nehme wahr, dass wir alle für uns selbst, aber auch gemeinsam in einem Prozess der Aufarbeitung sind, alle in unterschiedlichem Stadium und doch im Prozess.

Vom ersten Zusammentreffen Anfang 2022 mit Betroffenen an habe ich gespürt: Wir als Betroffene, Frauen oder Männer, wir sind absolut wertvoll, obwohl manche mit Wertlosigkeit kämpfen. Wir kennen das:  Diese Gefühlskaskaden, die kaum auszuhalten sind, alles was uns triggert, alles, was uns allein als Betroffene auch betroffen macht, das verstehen wir ohne ein Wort, aber umso mehr in unseren Gefühlen.

Ich habe gespürt, wie sehr ich mich und wir uns auch vielleicht in unserem Leben getäuscht gefühlt haben. Vertrauen wurde enttäuscht. Wie sehr wurden wir auch durch unsere Gutgläubigkeit in unserem Glauben enttäuscht? Viele und vieles ist nicht mehr wahr. Deshalb möchte ich sprechen mit euch, und wir untereinander!

Ich möchte sprechen mit euch über das, was uns verbindet, vielleicht auch trennt. Das hat ein Ziel: Dass wir uns gemeinsam und uns selber besser verstehen lernen.

Dafür möchte ich dieses Wochenende mit euch verbringen. Nicht um irgendwelche Glaubenssachen doch noch irgendwie an die “BETROFFENEN” zu bringen, sondern uns ein Wochenende zu ermöglichen, auf einen gemeinsamen oder persönlichen Weg zu gehen.

Auf einen Weg könnten wir uns machen, der uns vielleicht unserem je eigenen Leben trotz Missbrauchs etwas Sinnvolles mitgeben kann. Wir sind nicht allein mit diesem realen Albtraum!

Ist das spirituell? Also hat das mit unserer Seele zu tun? Ich glaube ja, denn unsere Seelen sind die letzten Jahre, ja Jahrzehnte, eher mit Füßen getreten worden. Das soll für uns aufhören. Dieses Wochenende soll Balsam sein für unsere Seelen. Das wünsche ich mir und euch so sehr!

Wenn du dich angesprochen fühlst, dann komm dazu, melde dich an!  Es wird alle Freiheit und allen Schutz und alle Sicherheit dabei geben, die du brauchst. Das möchte ich für mich und für dich! Das wird uns gemeinsam gelingen. Sicherheit soll für uns an erster Stelle stehen. Deshalb wollen wir schriftlich am Beginn unseres Treffens eine Verschwiegenheitserklärung abgeben, dass nichts und niemandes Namen hinausdringen wird. Ich bitte da um Verständnis.

Wir brauchen eine Begleitung der Gespräche und evtl. auch für Einzelbegleitung erfahrene geistliche Begleiter. Dafür werden zwei in der Traumaarbeit ausgebildete Personen dabei sein. Allerdings steht da noch eine endgültige Zusage aus. Manche brauchen auch persönliche Begleitung, sei es wegen eines Handycaps, sei es, weil auch die Partner*innen betroffen sind. Soweit das geht, wollen wir das möglich machen!

Ich freue mich auf alle, die mit auf den Weg gehen wollen und ich würde mich sehr freuen, Sie oder dich im Februar zu treffen!

Ich grüße dich und euch von Herzen!

Heinz Sprenger